Egbert Moehsnang

Maler und Kupferstecher 1927 - 2017
© Egbert Moehsnang

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Egbert Moehsnang im Künstlerhaus Bern

Ende 2023 erschien ein reichhaltig dokumentiertes und mit Fotos illustriertes Buch von Iris Geber Ritter und Nurja Ritter: "Das Künstlerhaus Postgasse 20 Bern. Hier bewegt sich die Idee" bei Königshausen &Neumann, Würzburg.

Die Geschichte dieses Kreativorts wird mit Sicht auf die Künstler:innen oder der auf das Haus erzählt. Zusammen entsteht ein Bild von Ort und Atmosphäre, lässt erahnen, dass es sich, wie es eine der Künstlerinnen formuliert, um Ermöglichungsräume handelt, dass hier die Ideen sich bewegten. 18 Kunst-schaffende (10 Frauen, 8 Männer) haben das mittelalterliche Haus über die letzten 90 Jahre bewohnt, in ihren Ateliers gearbeitet, die einen für wenige Jahre, andere über Jahrzehnte.  Seit den späten 30er Jahren und bis in heutige Zeit, exponiert während den bewegten 60er/70er Jahre mit den progressiven, international beachteten Ausstellungen in der Kunsthalle, gingen und gehen von den Ateliers hier Impulse aus, die sich dem kulturellen Raum Berns beimischen. Essayistisch und dokumentierend wird den dem Haus eingeschriebenen Erinnerungen nachgespürt und den 18 Künstler:innen mit ihrem vor Ort entstandenen Werk gefolgt. Eine Bildstrecke führt in der Art einer Begehung durchs Haus. Ein Ort, an dem Berner Kunstszene stattfand, ein Ort, an dem Egbert Moehsnang zu seinem Stil, zu seiner Technik als Kupferstecher und Maler fand.

Egbert Moehsnang kommt  als 23-jähriger in Bern an. Deutschland, traumatische Erfahrungen aus dem Krieg im Gepäck und ein abgebrochenes Kunststudium in München lässt er hinter sich. Der Entschluss, Künstler zu werden, steht schon lange fest – das Künstlerhaus in Bern bietet ihm dafür endlich den geeigneten Ort. 1952 bezieht er ein Atelier im 2. Stock mit Ausblick auf die Postgasse, sein Nachbar gegenüber ist der Maler Gottfried Lüscher. Später übernimmt er zusätzlich das vorher von Meret Oppenheim gemietete Atelier im 3. Stock. Die Nähe zwischen Lebensraum und Arbeitsort ermöglicht ihm engen Austausch mit den Künstler:innen des Hauses, vor allem mit Judith Müller, Walter Schälchli und Pips Vögeli. Schnell taucht er in die Berner Künstler:innenszene ein, arbeitet z.B. beim Aufbau des Kleintheaters an der Kramgasse 6 mit. Der damalige Leiter der Kunsthalle Bern, Arnold Rüdlinger, ermöglicht ihm die Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen. Moehsnang ist in der Schau "Junge Berner Künstler" (1955) und in der Ausstellung "Die Zeichnung im Schaffen jüngerer Schweizer Maler und Bildhauer" (1957) vertreten. In den 1950er und 1960er Jahren ist er sechsmal an den Berner Weihnachtsausstellungen und mehrmals im Haus der Kunst in München beteiligt. Später stellt er periodisch in der Galerie Schindler an der Gerechtigkeitsgasse / Münstergasse aus und ist regelmässig an der Art' in Basel vertreten. Moehsnang beteiligt sich an internationalen Kunstwettbewerben, und es folgen später grössere Einzelausstellungen (in Galerien und Museen) im In- und Ausland, u.a. im Kunsthaus Grenchen, in der Galerie Harms Mannheim, im Musée Français de la Carte à Jouer Paris, und im Kunstmuseum Bern 1987. Ab 1991 ist Moehsnang immer wieder Gast in der Galerie Kornfeld. Eine grosse Retrospektive zum 50jährigen Schaffen 2003 und zwei Ausstellungen mit grossformatigen digitalisierten Tiefdrucken 2007/2008 runden den Ausstellungsreigen ab. Kurz nach seinem Tod würdigt die Galerie SOON in Bern mit einer kleine Überblicksschau zu seinem 90. Geburtstag das malerische und drucktechnische Werk. Die Zeit im Künstlerhaus ist für Moehsnang's künstlerische Produktion ausschlaggebend. Hier arbeitet er sich durch die ältere Kunstgeschichte, namentlich der italienischen Frührenaissance und befasst sich intensiv mit der Geschichte des Tiefdrucks und dessen Meister Dürer und Rembrandt. Er entdeckt die (in der Kunsthalle Bern ausgestellten Werke der) Moderne und vertieft sich in das bildnerische Denken von Paul Klee. Er experimentiert mit verschiedenen Techniken und Materialien und verlässt die Portraitmalerei, erweitert die Figuration, sucht über das Flächige und die reine Form die Abstraktion, unter Verwendung satter Farben und Blattgold. Im Bereich des Tiefdrucks entscheidet er sich für den Kupferstich und perfektioniert seine Fähigkeiten an Platte und Druckpresse. 


  • Egbert Moehsnang: In die Abstraktion. Ausstellung vom  5. -…

    Das Atelier im Künstlerhaus: Von 1952 bis 1970 wohnte und arbeitete Egbert Moehsnang im Künstlerhaus an der Postgasse 20 in Bern, wo er Kupferplatten sticht, das Gassenleben und die Stadt zeichnet und sich malend mit der Moderne auseinandersetzt. Die…